High Performance: Wenn’s ums Ganze geht

Premiere bei Touch the Clouds: der Empfang für Sportler, Sponsoren und Helfer zum Festival-Auftakt im Hotel GREFIS am Freitag abend – mit einer hochkarätigen Talk-Runde.

„Sehr professionell“, stellte Gerhard Neubauer, Präsident des Bayerischen Leichtathletik-Verbandes anerkennend fest. Da gab es am Freitag Abend am Rande des ttc-Festivals im Hotel GREFIS in angenehmer Atmosphäre reichlich Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen und Austauschen. Ein besonderes Highlight setzte ein hochkarätig besetztes Podiumsgespräch. Das Thema: High Performance. Mit dabei Mike Krack, Teamchef des Formel-1-Rennstalls Aston Martin und Vater von Nina aus der Stabi-Talentgruppe des TSV Gräfelfing. An seiner Seite Werner Schmidbauer, Gesellschafter und Geschäftsführer der weltweit tätigen Schmidbauer-Gruppe, selbst ehemaliger Leichtathlet und Goldsponsor von ttc. Und Matthias Schimmelpfennig, ttc-Gründer, Landes- und BLV-Stützpunkttrainer sowie hauptamtlicher Multifunktionstrainer im TSV Gräfelfing. Durch die Runde führte Sportmoderator Florian Weber, der mit sonorer Stimme auch sehr professionell mit seinem Mikro durch die Festivaltage führt.

Sport zwischen Hightech und Show-Act

Als erstes durfte Florian Matthias verabschieden, der angesichts der vom Regen durcheinanderspülten Wettkampfpläne noch Athleten per Mail für den nächsten Wettkampftag umdirigieren musste. Wie High Performance in Sport und Wirtschaft zusammenspielen, wussten aber auch die beiden anderen Podiumsgäste sehr überzeugend zu erklären. Für Mike Krack, der seit vielen Jahren überaus erfolgreich im Motorsport unterwegs ist, bewegt sich die Formel 1 im Spannungsfeld zwischen Hochleistungssport, Spitzentechnologie und Show. „Die Formel 1 ist im ständigen Wandel. Zur Tradition kommen Eventinnovationen, die von Las Vegas bis Netflix reichen. In den Sport einzugreifen, um die bessere Show zu bieten, da muss man sich erst mal dran gewöhnen“, räumt er ein. Dass dem Teamchef von Aston Martin dies allerdings auch sehr gut gelingt, dafür sprechen die Erfolge um die spanische Formel 1-Legende Fernando Alonso. Aston Martin spielt ganz vorne im Rennzirkus mit.

Ein Leichtathlet mit Schwerlastaufgaben

Ganz vorne kennt sich auch Werner Schmidbauer sehr gut. Als Premiumanbieter für Kranvermietung, Spezialtransporte und Montagen ist das Familienunternehmen aus Gräfelfing international mit führend bei Schwerlast-Herausforderungen wie Windkraftanlagen, Brückenbau oder Mobilkran-Einsätzen in der Antarktis. „Wie im Spitzensport sind bei uns immer Spitzenleistungen gefordert, jeden Tag, bei jedem Wetter. Das setzt schon aus Sicherheitsgründen höchste Ansprüche an das Gerät und das Personal. Es geht immer um absolute Exzellenz, volle Konzentration und unbedingte Fehlervermeidung. Die Messlatte liegt hoch“, sagt Schmidbauer.

Arbeitszeitverkürzung: In 2,4 Sekunden ist für 21 Mann der Job erledigt

Das gilt auch in der Formel 1. Vor allem beim Boxenstopp. „Wenn der Bolide zum Reifenwechsel in die Boxengasse fährt, müssen 21 Mann ready sein. Jeder Handgriff muss sitzen, jetzt ist kein Fehler erlaubt. In 2,4 Sekunden geht’s bei uns weiter. Andere schaffen das sogar in 2,1 bis 2,2 Sekunden“, berichtet Mike Kracht dem staunenden ttc-Publikum. „Das verbindet uns mit dem Stabhochsprung. Da musst du auch auf den Punkt fit sein. Jeder Fehler wird sofort bestraft“, weiß der Vater einer jungen Stabhochspringerin, die an diesem Freitag mit persönlicher Bestleistung die Trainer und Eltern zu verzücken wusste.

Der Grat zwischen High Performance und Low Performance ist schmal

Für Werner Schmidbauer kommt es bei High Performance auf das richtige Ausbalancieren von Routinen und möglichen Risiken bei Aufgaben unter wechselnden Bedingungen an. „Fehler passieren auch den routiniertesten Fahrern und Kranführern, wenn am späten Nachmittag die Konzentration und Aufmerksamkeit nachlässt und damit die Risikobereitschaft steigt. Wir versuchen deswegen mit speziellen Schulungen und Aufmerksamkeitstraining dem Routine-Teufel entgegenzuwirken“, erklärt Schmidbauer. Das ist wie im Sport. Störungen in den eingespielten Automatismen machen aus High-Performern schlagartig Low-Performer. Wer weiß, wie solche Störungen ausgeschlossen werden und der volle Wettkampffokus erhalten bleibt, behält dann auch im Wettkampf die Nase vorn.

Athleten mit klarer Botschaft an Unternehmen

Für Werner Schmidbauer findet sich dieses Prinzip aus dem Hochleistungssport auch in der Unternehmenskultur der Schmidbauer-Gruppe wider. „Wir bringen deswegen sehr gerne die Top-Athleten aus dem Team Schmidbauer im TSV Gräfelfing mit unseren Mitarbeitenden zusammen. Der Blick der Athleten auf Leistung und Zielfixierung hat vielen von uns die Augen geöffnet.“ Wenn die Sportlerinnen und Sportler zu Festen und Aktionstagen ins Unternehmen kommen, Autogramme schreiben oder bei Mitmach-Events aktiv werden, seien sie immer sehr willkommen. „Das motiviert alle“, freut sich Werner Schmibauer. Dazu gehöre auch, dass mit dem ehemaligen Stabhochspringer Malte Mohr ein Vizeweltmeister in der Halle nach Ende seiner aktiven Karriere beim TSV den Weg ins Unternehmen gefunden habe und mittlerweile ein sehr geschätzter Kollege sei.

Auf Beständigkeit bauen und Wandel ermöglichen

Im weiteren Verlauf widmete sich die Runde der Frage, wie Innovation und Beständigkeit zusammenpassen. Dass beständig nur der Wandel ist, ist ein beliebtes Bonmot, aber sicher nur ein Teil der Wahrheit. Für Werner Schmidbauer setzen die Rahmenbedingungen für die Entwicklung seines in diesem Jahr 90 Jahre alten Unternehmens der ständige Wettbewerb mit den anderen Marktteilnehmern. Da sind technologische Innovationen gefragt. Allerdings sind Krane und Schwerlasttransporter auch kostspielige Investitionsgüter, die sich über lange Betriebszeiten amortisieren müssen. Da wird nicht mal schnell eine komplette Technologie ausgetauscht. Auch bei der Schulung und Entwicklung der gewerblichen Mitarbeitenden, die aus 27 Nationen zu Schmidbauer kommen, ist längerer Atem gefragt. „Wir haben dazu mit der Schmidbauer-Academy einen eigenen Aus- und Weiterbildungkanal geschaffen. Vor allem der Spracherwerb ist eine echte Challenge für Leute, die viel im Außeneinsatz unterwegs sind und deswegen wenig Zeit für Unterricht finden.“

Mit der Zeit gehen und  Hightech-Innovationen optimal integrieren

Für Mike Kracht besteht in der Formel 1 die Kunst darin, Beständigkeit im Sport immer wieder aufs Neue mit Hightech-Innovationen zu verbinden. „Wir müssen mit der Zeit gehen, das Material ständig optimieren, um idealerweise so der Konkurrenz ein Stück voraus zu sein. Dabei müssen wir den Fahrern alle aktuell verfügbaren Informationen geben, die sie zum Erreichen von High-Performance brauchen. Da setzen wir auf alle verfügbaren Technologien: von der Robotik, über Künstliche Intelligenz bis hin zu Virtual Reality und Mixed Reality. Innerhalb der Regularien gibt es keine Limits. Nein, wir sind gewiss keine Weltmeister in Beständigkeit“, räumt der Aston Martin Formel1-Teamchef ein.

An der Stelle hätte man gerne noch weiter zugehört. Doch Florian Weber beherzigte die gute alte Moderatoren-Regel, wonach man aufhören soll, wenn’s am schönsten ist. Kurz zuvor war auch Matthias Schimmelpfennig von seinem Task-Force-Orga zurückgekehrt. Auf ein letztes Wort zu High Performance verzichtete er mit einem Schmunzeln. Vermutlich weil er da schon genau wusste, dass in dieser Frage die nächsten Tage ohnehin für sich sprechen würden. Applaus für alle.

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